Samstag, 26. Juni 2010

März 2010 > Es wird grün!

Anfang März gings für Laura und mich zurück nach Lima und dann gleich weiter mit allen Volis und Gerd nach La Merced in den Bergregenwald. Hier waren wir für eine Woche zur Zwischenauswertung.

Das kleine etwas verschlafene Städtchen La Merced liegt nordöstlich von Lima auf der anderen Seite der Anden. Die 9-stündige Fahrt traten wir bei Nacht an, sodass wir von der Umgebung nicht so viel mitbekommen haben. Je dichter wir jedoch La Merced kamen, desto mehr Umrisse von Bäumen und Wäldern konnten wir erspähen. Ziemlich aufregend, wenn man gerade 6 Monate in der Wüste verbracht hat!

Morgens um 6 noch im Dunkeln kamen wir in La Merced an. Jetzt merkte auch die wenigen glücklichen, die die Busfahrt durch geschlafen hatten, dass wir im Regenwald angekommen waren. Die Luft war schwül und etwas drückend und die Straßen sahen doch tatsächlich so aus, als hätte es vor kurzem geregnet! (auch etwas ganz besonderes, in der Wüste regnet es schließlich nicht! Also außer man ist Peruaner und bezeichnet Limas Nieselregen als richtigen Regen ;)).
Noch war nicht viel los im kleinen La Merced, aber zum Glück fand sich recht schnell ein Fahrer einer der kleinen öffentlichen Buse, der sich bereit erklärte, uns zu unserm Camp außerhalb der Stadt zu bringen. Schnell noch das Gepäck peruanisch aufs Dach binden, alle rein und los gings. Während der Fahrt wurde es immer heller, wir überquerten einen kleinen Fluss und konnten langsam erahnen, dass wir umgeben von hohen grün bewucherten Bergen waren.

Die Straße führte uns immer weiter aus der Stadt heraus, bis wir irgendwann fern der letzten Häuser an einem reißenden Fluss langsfuhren. Rechts ein steiler Berg, links der Fluss. Nach einem kleinen Tunnel hielt der Bus am Flussufer an und fing an das Gepäck abzuladen. Wir waren etwas verwirrt. Gerd zeigte uns die anderen Uferseite, wo man einige Strohdächer zwischen den Baumspitzen erkennen konnte: "Das ist unser Camp!" Jetzt war nur noch die Frage offen, wie wir dahin kommen. Das Stahlseil, das über den Fluss gespannt war, beantwortet dann auch diese Frage. Das Campteam werde uns mit einer Seilbahn rüberbringen. Klingt gut. Leider war das Campteam noch nicht da und es fing auch noch ziemlich stark an zu regnen (da hört die Freude über den Regen auch schon auf ;)), sodass wir uns samt Gepäck unter die kleine "Seilbahnhaltestelle" quetschen. Die Jungs, die gleich mal die Gegend auschecken mussten, konnten unsere Stimmung dann aber deutlich heben, als sie mit einer kleinen Obstkiste voll frischer Bananen und Guanabanas (schmeckt ungefähr so, wie es klingt ;)) zurück kamen, die sie für ganze 10 Soles (2,50€) bei einem kleinen Laden erstanden hatten.


Etwas später kamen dann auch endlich zwei Männer vom Campstaff, die uns mit vereinten Kräften über den Fluss zogen (wer bisher an eine elektrische Seilbahn gedacht hat, den kann ich nur nach Peru einladen :)). Aufgeteilt in drei Ladungen ging es dann doch ganz gut.

Ein recht abenteuerlich aussehnder Jeep nahm unser Gepäck mit, während wir zu Fuß den Weg Richtung Camp hochstiegen. Oben angekommen, waren wir erst einmal überwältigt, von dem was uns emfping. Schräg rechts vor uns lag ein kleiner See mit einer Insel in der Mitte. Die Palme auf der Insel sowie die Berge drumherum spiegelten sich in der völlig stillen Oberfläche des Wassers und entfachte in uns die Sehnsucht nach ruhigen gechillten Stunden am See :). Drum herum sah man in alle Richtungen grün bewucherte Berge zwischen denen grauen Nebelwolken durchwaberten. Auf der grünen Wiese um den See herum lagen kleine Holzhütten mit Strohdächer, die für die nächsten fünf Tage unser Zuhause sein sollten.
Schnell hatten wir die Häuser verteilt (klassisch nach Jungs und Mädchen, wobei die Badezimmerverteilung bei 3 Jungs und 9 Mädels nicht ganz so gerecht war ;)) & die Betten bezogen und als wir das nächste mal die Häuser verließen, hatten sich die Wolken auch schon verzogen und strahlender Sonnenschein empfing uns. Das hieß für uns natürlich, dass wir gleichmal das mit dem "am-See-chillen" ausprobieren mussten und so verbrachten wir den Vormittag genüßlich in der kleinen Hütte am See mit Gitarre, Buch oder was einem sonst so einfiel (war leider auch erstmal das letzte Mal, weil danach der Steg der zur Hütte führte abstürzte (sry Laura ;))).






Am Nachmittag stießen dann noch zwei weitere Weltwärtsmädels zu uns, die in der Nähe von La Merced ihr Volontariat machen und bei unserer Zwischenauswertung mitmachten.
Unser Tagesprogramm sah ganz unterschiedlich aus. Neben immer wieder Auswertungen unserer Arbeit, unseren Erwartungen und Eindrücken bisher, hatten wir einen Tag der Stille, verschiedene Einheiten zu unseren Gaben und einen Block über die Arbeit in den letzten 6 Monaten.
Der Tag der Stille erschien uns zunächst als unglaubliche Herausforderung. Einen Tag wirklich mal mit niemandem reden und irgendwo in der Wildnis sitzen?! Morgens um 9.00 ging es los. Nach dem Frühstück sammelten wir unser Lunchpaket ein und wurden dann von Gerd an verschiedenen Stellen im Wald verteilt, wo wir den Tag verbringen sollten. Ich landete bei einem kleinen Wasserfall :). Und erstaunlicherweise gingen die 7 Stunden bis zum Treffpunkt um 17.00 dann doch total schnell rum mit essen, nachdenken, beten, im Wasserfall baden.... :)
Trotz allem, waren wir am Abend doch ganz froh, wieder mit einander reden zu können :)

Ein weiteres Highlight unserer Zeit in La Merced war unser Ausflug zu einem etwas größeren Wasserfall an dem wir uns professionell mit Hilfe einiger Einheimischen abseilen konnten. Das war eine ziemlich coole Erfahrung! Oben der Kippe zu stehen, das Seil fest in der Hand, sich trotz Helm und Sicherheitsgurt ein wenig mulmig fühlen, dann der erste Schritt nach unten, sofort wird man vom Wasserfall ergriffen und klitschnass, der zweite Schritt, man rutscht ab an dem glitschigen Felsen, rechts der Kletterprofi, der einem auf Spanisch irgendwelche Tipps zuruft, die durch das Rauschen völlig gedämpft sind, er merkt, dass man ihn nicht versteht, seine Rufe wiederholen sich (was will denn der eigentlich? ich will doch nur da runter! und zwar schnell! ;)), unten die wartenden Volis, die schon durch sind, Zurufe, mal solle mal bitte fürs Foto posen, das Auffangbecken des Wasserfalles, das immer näher kommt, der letzte Schritt, der hektische Zuruf vom Kletterer, noch nicht fallen lassen! (hat ders eigentlich immer noch nicht verstanden?!;)) und dann hat man auch schon irgendwie den Boden erreicht, wird von den anderen Volis beglückwünscht und fängt dann an ziemlich schnell zu frieren, während man im Wasserbecken den nächsten Voli sichert.

Auch wenn ich den Abstieg nicht immer so ganz genossen habe, hat es doch super Spaß gemacht und war auf jeden Fall unvergesslich.

Die Tage im Regenwald waren, wenn auch mit viel Arbeiten und vorallem Nachdenken verbunden, unglaublich entspannt und erholsam. Wir alle genoßen es sehr, mal aus der Großstadt herauszukommen und nach dem Sommerstreß wieder ganz aufzutanken.

Februar 2010

Im Februar haben wir unsere kleine 2er WG um zwei Peruanerin erweitert, die über den Sommer im Rahmen der Mitarbeiterschulung ProLider aus Lima ein Praktikum in einem Bereich der ACJ machen müssen. Da Elisa und Frescia genauso alt sind wie wir (20 & 19) haben wir uns ziemlich darauf gefreut, mit ihnen zusammen zu wohnen. Außerdem haben sie durch die Mitarbeiterschulung ein riesiges Repertoire an Spiel- & Bastelideen für die Kids.

Was wir allerdings vorher nicht bedacht hatten, waren die kulturellen Unterschiede, die wir dann beim Zusammenwohnen ziemlich schnell bemerkt haben. Als wir noch in Lima in den Gastfamilien gewohnt haben, haben wir uns in der Regel der peruanischen Kultur angepasst und so wie unsere Gastfamilien gelebt. In unserer eigenen Wohnung wollten wir aber doch zumindest ein paar deutsche Standarts übernehmen. Das betraf insbesondere die Mahlzeiten.


Peruaner frühstücken z.B. entweder gar nicht oder gleich was richtig deftiges, wie Schweinebraten im Brötchen. Unsere beiden Mädels gehören eher zu denen, die gar nicht frühstücken, sodass sie dann aber im laufe des Vormittages Riesenhunger bekamen, während Laura und ich dank eingeflogener Nutella immer gut satt waren bis zum Mittagessen :)

Die warmen Mahlzeiten waren dann das nächste Problem. Peruaner sind unglaublich stolz auf ihr eigenes Essen, aber wir haben bisher fast immer festgestellt, dass es ihnen sehr schwer fällt, neues zu probieren. Für uns ist es unverständlich, warum es zu jeder Mahlzeit Reis UND Kartoffeln geben muss. Da wir in Lima sowieso fast jeden Tag Reis gegessen haben, gibts bei uns in der Wohnung ziemlich selten Reis (ok, liegt auch daran, weil das Reiskochen jedesmal unsere Töpfe zerstört ;)) Für die zwei Peruanerinnen war es allerdings völlig unverständlich wieso es NICHT zu jeder Mahlzeit Reis gibt. Oder wie wir so etwas komisches wie Pfannkuchen (enthält weder Reis noch Kartoffeln und ist dazu auch noch süß!) zum Mittagessen essen können. Dadurch standen wir so manches Mal vor der schwierigen Entscheidung: Was essen wir denn heute???

Andererseits konnten die zwei superlecker Kochen, sodass Laura und ich dann auch endlich mal das ein oder andere peruanische Gericht gelernt haben.

Ein weitere Herausforderung war die Frage der Selbstständigkeit. In vielen Dingen, die für Laura und mich Selbstverständlich waren, hatten wir oft das Gefühl, dass die beiden ein bisschen überfordert waren weg von zu Hause und wir ihnen vieles zeigen und erklären mussten. Das hat mich am Anfang so manches Mal meine Geduld gekostet! Allerdings muss man hier bedenken, dass die Peruaner einfach nicht so stark in die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung erzogen werden wie wir, da sie in der Regel erst mit der Hochzeit ausziehen, häufig nur, um bei den Eltern des Ehemannes einzuziehen.

Neben diesen kleinen Schwierigkeiten im Zusammenleben hatten wir allerdings eine super Zeit mit den zwei Mädels! Mit ihrer vielleicht manchmal doch noch ein bisschen unreifen Art haben sie uns immer wieder zum Lachen gebracht und wir haben sie sehr ins Herz geschlossen! Unsere Kinder und Jugendlichen übrigens auch, da die zwei wirklich einen super Job mit ihnen gemacht haben. Laura und ich waren ziemlich froh über ihre Hilfe, da in den Sommermonaten die Zahl der Kinder fast täglich gestiegen ist und wir zu zweit ziemlich oft überfordert gewesen wären.

Samstag, 29. Mai 2010

Januar 2010

Donnerstag, 7. Januar – ANGEKOMMEN!!

– um 7.00 Uhr morgens…. Ziemlich k.o. von der 8stündigen Busfahrt kamen wir, Gerd, Laura und ich, in Trujillo an. Zwar haben wir die ganze Busfahrt durchgeschlafen, aber das ist trotzt Liegesitzen einfach nicht das gleiche, wie zu Hause im gemütlichen Bett. Am Busterminal dann der erste Schock – meine (also eigentlich Constis ;)) rote Tasche mit der Liquadora ist nicht mitgefahren! Die Liquadora, so ein Mixer für Früchte und Shakes, hatte ich bei der CV – Weihnachtsfeier gewonnen und ist der ganze Stolz unseres neuen Haushalts! ;) Im nächsten Bus kam sie dann aber zum Glück doch noch an.

Am Busterminal empfing uns Miriam, die Leiter des CVJM Sozialprojektes in Trujillo. Danach wollten wir mal schnell einkaufen gehen fürs Frühstück – aus mal schnell wurde dann aber fast eine Stunde, weil alle Supermärkte erst um 9.00 aufmachen und wir so einmal quer durch die Stadt von Supermarkt zu Supermarkt gefahren sind, bis schließlich einer irgendwo am Rande der Stadt offen war….da war es aber auch schon 9.00 Uhr . Aber immerhin gibt es Supermärkte! Für uns unvorstellbar, aber uns wird hier immer wieder Stolz erzählt, dass es jetzt seit ca zwei Jahren auch die ganze großen Supermarktketten und Läden in Trujillo gibt – und das, obwohl Trujillo die drittgrößte Stadt Peru ist! Inzwischen gibt es sogar Starbucks! (mit kostenlosem Internet – dementsprechend haben wir hier schon ziemlich viel Zeit verbracht …)

Nachdem wir dann endlich gefrühstückt hatten ging's ans Einrichten der Wohnung. Die Wohnung ist ein Traum! An dieser Stelle liebe Grüße an alle Studenten in Deutschland, die ewig nach ner Wohnung gesucht habt ;) Die Wohnung liegt im ersten Stock eines Mehrfamilienhauses, direkt neben einem Park. So schauen wir von allen Fenstern "ins Grüne" und und fühlen uns nie allein, weil den ganzen Tag (und auch mal gerne nachts) draußen Kinder auf dem Spielplatz spielen, Vater Basketball oder Fußball spielen oder jugendliche Pärchen auf den Bänken… naja chillen halt ;)

Wir haben 3 Schlafzimmer, jede von uns hat also ein eigenes, und sogar noch ein Gästezimmer, dass sich seit Januar immer wieder über Besucher gefreut hat. Die Küche ist schön groß und ideal geeignet, um alles, was wir so an Kochkünsten haben (oder gerne hätten) auszuprobieren. Nur das Reiskochen überlassen wir lieber den Peruanern, damit haben wir nämlich schon unseren ersten Topf [Korrektur April: den 2. auch ;)] mit zerstört.

Gleich um die Ecke von unserer Wohnung gibt es einen kleinen typisch peruanischen Obststand – ein mit handgezogener Wage überladen mit Obst – Ananas, Mango, Äpfel, Bananen, Tuna (Kaktusfrucht), Lucuma, Guanana, Chirimoya….. mindestens einmal pro Woche kommt unsere Liquadora zum Einsatz und wir kreieren neue Fruchtshakes. Unser Favorit ist aber nach wie vor der Mango – Yogurth – Shake!

Neben Küche, Bad und den Schlafzimmern haben wir noch ein Wohn- und Esszimmer, das unter den anderen Volis besonders für seine Untermieten bekannt geworden ist. Hier steht nämlich das besondere Ausstellungsstück unserer Wohnung – das Käfersofa. Da die Wohnung bei unserem Einzug knapp ein halbes Jahr leer gestanden hatte, hatten sich Massen von kleinen schwarzen Käfern im Sofa eingenistet. Aber nach 3 Sprühdosen Insektenspray und regelmäßigem Fegen unterm Sofa (bei dem wir uns jedes Mal den Eindruck eines Völkermords hatten) haben wir auch das Problem gelöst. Jetzt treffen wir nur noch ab und an auf eine Kakerlake (auch mal gerne nachts auf Lauras Bett) oder auf ganze Ameisenstraßen, wenn wir mal wieder etwas zu lange offen in der Küche stehen gelassen haben.

Die ersten Tage in Trujillo waren noch Gerd, Claudia und Lea – Marie da, die Wochenendurlaub in Huanchaco, Trujillos Strand, gemacht haben. Das haben wir dann gleich genutzt, um nochmal mit Gerd surfen zu gehen. Das hat uns ziemlich viel Spaß gemacht – seit dem gehen wir zweimal die Woche. Außerdem haben die drei uns noch ein paar Restaurants gezeigt, die sie noch von unseren Vorgängerinnen kannten, und dann sind sie auch schon wieder zurück nach Lima gefahren und

Zentrum bei Nacht Laura und ich waren zum ersten Mal ganz alleine und auf uns gestellt in Peru.

Viel Zeit um uns einsam zu fühlen oder zu langweilen hatten wir aber nicht, denn der CVJM wartete schon sehnsüchtig auf uns. Beim ersten Kennenlernen vor Ort wurden wir auch gleich gefragt, ob wir nicht mal eben eine Andacht bei der Mitarbeiterbesprechung (in 5 Minuten!!!) halten könnten. Auch unser Plan, es die erste Woche erst mal langsam anzugehen und zunächst einmal in alle Programme reinzuschnuppern, bevor wir uns überlegen, wo wir mitarbeiten und was wir anbieten, ging nicht so ganz auf, weil wir am ersten Tag feststellten, dass es eigentlich gar nicht viele Programme gab, also im Sinne von Sommerferienprogramm. Vielmehr wurde von uns erwartet, etwas anzubieten. So entschieden wir uns kurzerhand zweimal die Woche Basteln, einmal mit Jugendlichen, einmal mit Kindern, anzubieten, sowie eine Jungschar- und eine Jugendgruppe anzufangen und mit den Kindern auf den Sportplatz zu gehen.


Ziemlich schnell sprach sich herum, dass wieder deutsche Voluntäre da sind, sodass wir an unsrem ersten Arbeitstag gleich von 10 aufgeregt schreienden Kinder empfangen wurden, die schon vor der ACJ gewartet hatten und uns gleich um den Hals gefallen sind! Das war für uns beide total schön, weil wir eigentlich davon ausgegangen waren, anfangs wenige Kinder zu haben. Die Zahl der Kinder stieg dann auch jede Woche, die höchste Anzahl erreichten wir meist mittwochs auf dem Sportplatz, wo wir mit 40 Kindern gut gefordert waren. Beim Basteln stießen wir so schon mal schnell an unsere Grenzen, weil es einfach unmöglich ist, sich um 30 Kinder gleichzeitig zu kümmern, die alle wild durcheinander schreien, weil sie eine Schere brauchen, das Abmalen nicht hinbekommen oder sich mal wieder mit ihrem Nachbarn streiten, der seine Filzstifte bunkert. Dazu kam immer noch, dass sie dann vielleicht doch noch nicht alles verstanden, was wir ihnen so auf Spanisch erklären wollten oder andersrum wir sie nicht verstanden haben, wenn sie ganz aufgeregt losplapperten. Zum Glück hatten wir im Januar noch Unterstützung von einer Schweizer Volontärin, die auf ihrer Weltreise einen einmonatigen Stopp in Trujillo gemacht hat. Da sie Halbperuanerin ist, konnte sie uns wunderbar mit dem Übersetzen helfen. Außerdem war sie genauso Surfbegeistert wie wir, sodass wir uns hauptsächlich in Huanchaco im Wasser trafen ;)


Unser Jugendprogramm lief im Sommer auch ganz gut, wenn auch deutlich weniger kamen als Kinder.

Neben unseren eigenen Programmen arbeiten wir bei den schon vorhandenen Programmen mit. (Da diese nicht auf den Sommer begrenzt sind, machen wir es auch immer noch!) Mit David, dem Hauptamtlichen für die christliche Arbeit, haben wir einmal in der Woche eine eigene Jungscharstunde, in der wir die Themen, die die ACJ auswählt, bearbeiten. Für den Januar war es das Vaterunser. Jede Woche haben wir uns einen Vers vorgenommen und versucht, ihn durch Spiele, Geschichte, Lieder und Theater den Kindern zu erklären. Das gleiche in Kurzform machen wir

auf dem Mercado ACJ lernen die

Kinder die täglichen Aufgaben ihrer Eltern zu schätzen

dann immer noch einmal die Woche mit den Frauen und Jugendlichen, wenn diese ihre Gruppen haben, die von den anderen Angestellten geleitet werden. Mittwochnachmittags ist zum Beispiel der Workshop der Frauen, in dem sie die Meerschweinchenzucht lernen. Wir sind dann immer für eine halbe Stunde mit dabei und machen mit ihnen das gleiche Thema in kurz wie mit den Kindern. Die Idee der ACJ ist es, mit der ganzen Familien zu arbeiten, sodass alle Themen, sowohl die christlichen als auch die anderen, mit allen drei Gruppen (Kindern, Jugendliche, Mütter) erarbeitet werden.

Laura und ich helfen ansonsten noch zweimal die Woche bei der Alphabetisierung mit. Das sind meine absoluten Lieblingsstunden! Wie auch in den anderen Gruppen machen wir hier am Anfang eine kleine Andacht und ein Spiel oder eine Bastelarbeit dazu. Allerdings bleiben wir hier die ganze Zeit dabei und helfen anschließend den Frauen noch bei ihren Aufgaben. Die Frauen sind auf ganz unterschiedlichen Niveaus. Bei einigen helfen wir, indem wir das Geschrieben einfach nochmal durchlesen und kleine Fehler korrigieren, anderen sind noch ganz im Anfangsstadium und man muss mit ihnen Schritt für Schritt jeden Buchstaben durchgehen. Obwohl sie alle schon relativ alt sind (zwischen 50 und 70 Jahren) haben sie noch den festen Willen Schreiben und Lesen zu lernen. Zwar machen sie recht langsam Fortschritte, wenn man aber bedenkt, dass sie nebenbei noch ihre Kinder versorgen müssen, für die ganze Familien kochen und in der Regel arbeiten (auf dem Müllberg, als Wäscherinnen oder Bananenschälerinnen) ist jede Verbesserung beeindruckend. Während der Stunden haben wir auch immer wieder die Möglichkeit mit den Frauen ins Gespräch zu kommen und sind immer wieder erschüttert von ihren Schicksalen. Serafina, die unter einigen Planen vor dem Müllberg lebt; Gemarra, deren Tochter vor einigen Jahren vergewaltigt und umgebracht wurde; Vicky, die ganz alleine ohne Arbeit in ihrer kleinen Hütte lebt, weil ihr Mann sie verlassen hat als sie schwanger war und ihr einziger Sohn in die Berge umgesiedelt ist; die Fünfzehnjährige Sulmi, ohne Schulausbildung und schwanger. Gleichzeitig merken wir hier am meisten, dass es gut und richtig ist, dass wir hier sind, weil die Frauen sich einfach so unglaublich darüber freuen, dass jemand aus dem fernen Europa angereist kommt und Zeit mit ihnen zu verbringen. Das beruht auf Gegenseitigkeit, denn auch für uns ist die Zeit, die wir mit ihnen verbringen dürfen immer so wertvoll und einzigartig.


Da wir hier jeden Tag mit den gleichen Menschen zusammenarbeiten kamen wir im Gegensatz zu vier Monaten Lima ziemlich schnell ins Alltagsleben. Allerdings wurde uns nicht langweilig, sondern wir wurden jede Woche neu herausgefordert durch die verschiedenen Begegnungen und Programme, die wir planen mussten.


So ging dann letztendlich der Januar superschnell rum und kaum das wir uns versehen hatten, waren wir Ende Januar auch schon wieder im Lima zur Geburtstagsfeier und gleichzeitigen Fiesta Internacional des Y-Camps, der ACJ Strand. Das bedeutete konkret, endlich alle Volis und Freunde in Lima wieder zusehen und mit ihnen drei Tage am Strand zu verbringen. Die Zeit war unglaublich schön, trotzdem hatten wir nach 2 Tagen schon wieder ganz schön Heimweh nach unseren Leuten im Milagro und waren dementsprechend nicht so traurig, als wir wieder abgefahren sind.

DIE Deutschen.... Unser Auftritt bei der Noche Internacional

Sonntag, 16. Mai 2010

ACJ Trujillo


Fährt man aus Trujillo auf der Hauptstraße Panamericana heraus, kommt man zunächst durch Esperanza („Hoffnung“) und schließlich nach El Milagro („das Wunder“). Beide Orte halten nicht viel von ihrem Namen. Hier haben sich die armen und ärmsten Menschen Trujillos angesiedelt – zusammen mit dem Elektrizitätswerk, den beiden Gefängnissen für Männer und Frauen und dem riesigen Müllberg, auf dem aller Müll der Region abgeladen wird.
Jeder weiter man Richtung Milagro vorstößt, desto staubiger wird es. Rechts und links säumen kleine Geschäfte, größtenteils Baummärkte oder Ersatzteillager, die Straße. Auf der rechten Seite sieht man im Hintergrund einen grauen Berg, auf dem sich kleine Hütten im Wüstensand hochziehen.
Wir steigen aus und werden neben einer Staubwolke von einer Reihe von Mototaxis empfangen. Die Fahrer wirken jung, teilweise nicht älter als 12 Jahre.
Wir treten ein in eine der Straßen zwischen den Häusern, die von der Hauptstraße wegführen. Sobald man sich von dieser entfernt, hören die Straßen auf und es führen nur noch Sandwege weiter in den Ort hinein. Die Straßen sind recht breit und rechts und links gesäumt von Ziegelmauern. Eine der ACJ Mitarbeiterin erklärt uns, dass hier die Familien leben. Drinnen gibt es meist ein paar aus einfachen Lehmmauern bestehende Räume, in denen die Familien eng zusammen leben. Mehr als sechs Kinder zu haben ist nicht unüblich, oft leben noch weitere Verwandte; Cousinen und Cousines, Großeltern oder Tanten und Onkel mit eigenen Kindern, mit ihm Haus. Jedes Haus hat eine Art Garten, in dem Tiere gehalten werden. Ab und an steht eine der kleinen Metalltüren offen, die die Familien von der Außenwelt trennt und man erhascht einen Blick auf Esel und Hühner, vielleicht ein Schwein oder Tauben.
Bevor man die ACJ erreicht, kommt man noch links an einem Recyclinghof und rechts an einer kleinen Schule vorbei. Am Ende der Straße sieht man die Mauern des Männergefängnisses.
Das Gebäude der ACJ bringt Abwechslung in die recht triste, staubige Landschaft. Die Mauern sind bunt gemalt, zeigen lachende Kinder, eine strahlende Sonne und in all dem das große rote ACJ – Dreieck. Wir sind gespannt!
Die ACJ, ebenfalls abgeschirmt von der Umwelt durch eine Mauer und eine kleine Eisentür, besteht aus einem Mittelgang und mehreren Räumen. Die Räume sind zur Hälfte Büros, zur Hälfte für die Gruppenstunden. Es gibt einen Raum mit Bastelmaterialen, eine größere Aula, eine kleinere für die Alphabetisierung, sowie eine Bäckerei, in der Jugendliche eine Bäckerausbildung erhalten.
Das Programm der ACJ ist speziell ausgearbeitet für die Familien, die (früher oder immer noch) auf dem Müllberg arbeiten. So gibt es verschiedene Angebote, um ihnen neue Perspektive zu bieten. Mittwochnachmittags gibt es ein Programm für die Mütter, in dem sie verschiedene, praktische Fähigkeiten lernen, wie z.B. das Züchten von Meerschweinchen. Im Hinterhof der ACJ werden einige Meerschweinchen gehalten, die dann an die Mütter verteilt werden, damit diese damit ihre eigenen Verkäufe machen können. Hört sich simpel an, ist allerdings mit ganz schön viel Arbeit verbunden. Zunächst müssen die Mütter lernen, aus wenig und einfachem Material Käfige zu bauen und vor allem, wie man ein spezielle Gras anbaut, das wenig Wasser braucht. Außerdem lernen die Mütter hier, wie sie am öffentlichen Leben teilnehmen können, z.B. zu welcher Behörde sie gehen müssen, wenn sie Probleme mit der Schule ihrer Kinder haben oder eine Beschwerde vorbringen müssen.
Neben diesem Programm gibt es eine Alphabetisierungsgruppe, die sich fünfmal die Woche trifft, um Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen. Die Frauen, die hier herkommen, sind größtenteils über 50 Jahre alt und haben gerade einmal die Grundschule abgeschlossen, da sie danach ihren Familien durch Arbeit unterstützen mussten.
Für Jugendliche gibt es zunächst die Ausbildung in der Bäckerei. Ein Kurs dauert drei Monate und beinhaltet ein abschließendes Praktikum in einer Bäckerei in Trujillo, um den Jugendlichen Arbeitsperspektiven aufzuzeigen. Allerdings sind viele der Jugendliche, die hier teilnehmen, noch in der Schule, sodass die gelernten Fähigkeiten eher im eigenen Haushalt zum Einsatz kommen.
Ansonsten gibt es für die Jugendlichen einmal die Woche samstagnachmittags den Cuerpo de Jovenes. Hier lernen die Jugendlichen, sich zu formieren (zur Zeit finden gerade die Wahlen zum Präsidenten, Vizepräsidenten, Sekretär etc statt), um ihre Interessen zu vertreten.
Für Kinder gibt es zweimal die Woche Programm mit David. David ist der Hauptamtliche Mitarbeiter, der für die christliche Arbeit in der ACJ zuständig ist. Mittwochs geht er mit den Kindern auf den Sportplatz und freitags macht er mit ihnen Jungscharstunde, in der gespielt, gesungen und über Jesus geredet wird.

Ist man einer der vielen Pendler, die täglich durch das Milagro in ihren großen Überlandsbussen rasen, fragt man sich vermutlich zu recht, warum diese Region "Wunder" heißt. Auch für viele Trujillaner, die unter Milagro Müllberg und Gefängnis verstehen, ist der Name wahrscheinlich unverständlich. Betritt man allerdings die ACJ und schaut nur ein kleines bisschen in die Programme, sieht man die vielen kleinen und großen Wunder, die hier täglich geschehen.
Da ist Serafina, die Mutter, die mit ihren Töchtern in einer Baracke direkt neben dem Müllberg lebt und dort arbeitet. Kaum eine Alfabetisierungsstunde verpasst sie, weil sie es wirklich schaffen möchte. Sie hat Gott in ihrem Herzen und die Hoffnung noch längst nicht aufgegeben.
Oder die Mama von Leidy und Susie. Seit ein paar Jahren kann sie ihrer Arbeit auf dem Müllberg nicht mehr nachgehen - sie hat Brustkrebs. Das Geld ist knapp und ihre Krankheit noch immmer nicht geheil, aber sie lässt sich davon nicht hängen. Viel mehr sorgt sie sich um ihre älteste Tochter, die neunjährige Leidy, die Probleme in der Schule hat. Sie kommt im die ACJ, um die Meerschweinchenzucht zu lernen und somit ihren Töchtern einmal eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Oder die 23jährige Diana, die geistig zurückgeblieben ist. Sie kann kaum lesen und schreiben, hat nie die Schule beendet. Wenn wir in die ACJ kommen strahlt sie stets übers ganze Gesicht. Sie umarmt uns lange und freut sich einfach über den Moment, jetzt mit uns zusammen zu sein.


Oder Jefferson und Renzo. Die beiden sind ganz spezielle Rabauken, die uns immer wieder die Nerven kosten währrend unserer Kinderstunden. Dennoch ist es jedesmal wieder unglaublich zu sehen, mit welcher Liebe und Hingabe sie sich um ihren kleinen zweijährigen Bruder kümmern, den sie manchmal mitbringen. Er ist für sie das allerwichtigste und sie sehen es als ihre Aufgabe, ihn zu beschützen.

Montag, 26. April 2010

Mittwoch, 6. Januar 2010

und jetzt noch ein paar Bilder dazu!





















Año nuevo und Abschied aus Lima

Die letzte Woche hier war mal wieder ziemlich turbulent und abwechslungsreich.

Zunächst waren wir vom 30.12. bis zum 3.1. am Y Camp, dem CVJM Strand, 160 Kilometer südlich von Lima. Dort haben wir zusammen mit einem Haufen Jugendlicher aus dem CVJM am Strand gezeltet, gechillt und das Meer und die Gemeinschaft genossen. Die Sonne hat leider nur einmal kurz am letzten Tag geschienen, die restlichen Tage war es bewölkt, aber ich habe mir trotzdem und 30er Sonnencreme einen ganz schönen Sonnenbrand geholt. Die Sonneneinstrahlung ist hier halt doch stärker als man denkt….

Año nuevo, also Silvester haben wir eine riesige Party am Strand gefeiert. Unser lieber Staff (5 der Volis haben mitgearbeitet und ganz schön gestöhnt, weil es so viel und anstrengend war) hatte am Strand eine Tanzfläche mit Kunstpalmen und Musikanlage aufgebaut, sodass wir die ganze Nacht zu Salsa, Reggeaton, Cumbia & co durchgetanzt haben. Kurz vor Mitternacht wurden gelbe Ketten, Masken und Luftballons verteilt – gelb soll Glück bringen….

Das schöne war, dass so viele von den Jugendlichen aus dem Guay mit waren und man so auch mal was mit denen gemacht hat, mit denen wir normalerweise nicht weggehen oder Freizeit mit verbringen. Ansonsten war's für uns, die wir nicht arbeiten mussten, schon ein bisschen wie Cluburlaub; es gab die ganze Zeit über verschiedene Programmangeboten, wie Schmuckbasteln, Sandboarden, Filmnacht, Recreaciones am Lagerfeuer und Salsastunde. Und wenn gerade nichts anstand, waren wir im Meer baden – die Wellen sind super! ;)

Nach 5 Tagen nach Lima zurück zu kehren war zunächst einmal ganz schön gewöhnungsbedürftig, vor allem, weil überall noch die Weihnachtsdeko steht. Dabei kommen wir doch gerade vom Strand! Außerdem beginnt für Laura und mich jetzt die Abschieds- und Packzeit, denn schon am Mittwoch werden wir nach Trujillo fahren. Dass mir der Abschied so schwer fallen wird, hätte ich nicht gedacht! Insbesondere, weil wir ja noch im gleichen Land bleiben und ca einmal im Monat nach Lima zurück kehren werden. Dennoch war unser letztes Volitreffen heute ziemlich traurig und tränenreich. Wir sind einfach so zusammen gewachsen in den letzten vier Monaten und haben so viel zusammen erlebt, dass wir längst viel mehr sind als normale Freunde. Aber es ist gut zu wissen, dass sie uns voll unterstützen und als Gemeinschaft mittragen, wenn's schwierig wird in Trujillo.


Gestern abend haben wir bei Laura nochmal mit den Peruanern Abschied gefeiert bzw. gegrillt und waren ziemlich überrascht, als dann der halbe Guay bei Laura im Pation stand. War aber ziemlich schön, nochmal alle zu sehen! Und Mittwochnacht geht's dann im Bus nach Trujillo…. Dort werden wir in der Wohnung von einer Hauptamtlichen aus dem ACJ in Lima wohnen. Zwar ist die Wohnung fertig eingerichtet, aber wir wissen trotzdem nicht so ganz in welchem Zustand, dementsprechend werden die ersten Tage aus Einrichten und Juli & Laura-passend- gestalten bestehen. Im Laufen der nächsten Woche werden dann hoffentlich noch zwei Peruanerinnen aus Lima zu uns ziehen, die im Rahmen der Mitarbeiterschulung ProLider über den Sommer in einem der Arbeitsbereich der ACJ arbeiten müssen. Wer das sein wird wissen wir noch nicht genau, aber wir freuen uns auf jeden Fall sehr darauf!

Trotz all der Trauer über den Abschied bin ich sehr gespannt auf Trujillo und was uns dort erwartet.

"Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.

Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag."

Was kann da noch schief gehen?

PERU: August 09 – Dezember 09

Wie finde ich mich in Lima zurecht, wenn jeder Busfahrer "Si" sagt, wenn man ihm nach der gewünschten Route fragt?

Wie bringe ich zwanzig Viertklässlern bei, dass die Antwort auf "wie geht es dir?" nicht "wie geht es dir sehr gut" ist?

Wieso verstehen die Peruaner mich immer noch nicht, obwohl ich die Worte doch so deutlich ausspreche?

Wie gehe ich mit der ständigen Spannung zwischen Armut und Reichtum um, die einem in Lima an jeder Ecke begegnet?

Wie schaffe ich es, meine Programme anständig vorzubereiten und durchzuführen, Zeit mit den deutschen Volis, den peruanischen Freunden und meiner Gastfamilie zu verbringen und zwischendurch noch ein bisschen Zeit für mich und Gott zu finden?

Wie kann ich dem kleinen Jungen mit den großen Augen sagen, dass ich ihm nichts abkaufen kann, um seine Kinderarbeit nicht zu unterstützen?

Wie erkläre ich dem Taxifahrer, dass ich nicht verheiratet bin, aber auch nicht vorhabe in Peru zu heiraten?

Und warum kommen die Peruaner nicht einmal pünktlich??


 

Unsere ersten vier Monate in Lima waren von so manch einer Herausforderung geprägt. Wir hatten mit der Sprache zu kämpfen, mussten uns an unseren neuen Tagesablauf, der morgens früh beginnt und abends spät endet, gewöhnen und vor allem mit der peruanischen Mentalität klar kommen. Denn obwohl die Peruaner unglaublich liebe, herzliche Menschen sind, ist man doch irgendwann ziemlich genervt, wenn sie zu jeder Verabredung grundsätzlich 15 Minuten zu spät kommen und jede Frage mit "Sí" beantworten.

Trotzallem habe ich mich sehr gut eingelebt hier in Peru und die letzten vier Monate sehr genossen. Denn überall den Herausforderungen (die die Zeit auch ziemlich spannend gemacht haben ;)) überwiegen immer noch die vielen lustigen, fröhlichen und ergreifenden Momente, die wir hier erleben durften.


 

"Wir sind ja mitten im Meer!"

Ein Highlight war auf jeden Fall der Ausflug mit allen Kindern aus dem Armenviertel Independecia. Da wir die zunächst geplante Übernachtung nicht durchführen konnten, sind wir stattdessen mit den Kindern ins Kino gegangen, was für viele das aller erste Mal war. Dementsprechend groß war die Begeisterung über die "riiiesige" Leinwand und die gemütlichen Sitze. Nach dem Film waren wir mit den Kinder in Independencia im Büro der ACJ zum Essen und spielen auf der Straße, wo nicht nur die Kinder sich mal so richtig austoben konnten ;).

Die Arbeit in Independencia war eine tolle Erfahrung und wir haben die Kinder sehr ins Herz geschlossen.


 

Ein weiteres Highlight war meine ProLider-Gruppe. In dieser Mitarbeiterschulung lernen die Jugendlichen wirklich alles…. Wie man Kindergruppen leitet, wie der CVJM aufgebaut ist, wie man mit Elternbeschwerden im Sommerprogramm umgeht….Obwohl ich hier am wenigsten Vorbereiten und Planen musste, hat mir diese Gruppe doch am meisten Spaß gemacht. Denn neben dem abwechslungsreichen Programm hatte ich immer wieder die Gelegenheit, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und war immer wieder erstaunt, wie schnell sie mir vertraut haben.


 

Die größte Herausforderung war unser Deutschkurs für Dritt- und Viertklässler. Die haben nämlich eigentlich gar keine Lust, nachmittags noch Vokabeln und Grammatik zu lernen, sondern wollen viel lieber Spiele mit den deutschen Volis spielen. Also lag es an uns, ein Programm zu entwickeln, das einerseits spielerisch ist, aber dennoch Deutsch vermittelt. Manchmal hat das super geklappt und wir sind strahlend heim gefahren, und manchmal waren wir ganz schön deprimiert. Am Schluss fiel es uns aber doch sehr schwer, uns von ihnen zu verabschieden, weil sie einfach so süß sind!    J


 

9 Volis allein in Lima….. Oder auch: Welcher Zahnpastertyp bist du eigentlich?

Eine weitere Herausforderung genauso wie ein ganz besonderes Highlight war unsere deutsche Voligemeinschaft. Die ersten 10 Tage haben wir noch zusammen gewohnt und uns danach jeden Tag im Sprachkurs, bei der Arbeit und beim Volitreffen gesehen. Da waren Konflikte natürlich nicht ausgeschlossen. So merkten wir schnell, wie alltäglichen Situationen, wie beim Benutzen der Zahnpastatube zu Reibungen führen können.

Dennoch haben wir super zueinander gefunden, enge Freundschaften geschlossen und unglaublich viel zusammen erlebt und gelacht.